Donnerstag, 7. August 2025

Madrigale aus den Niederlanden - La Compagnia del Madrigale


Für mehrere Jahrhunderte beherrschten Komponisten der franko-flämischen Schule das europäische Musikleben, bis weit ins 16. Jahrhundert. Sie werden meistens in Verbindung gebracht mit geistlicher Musik, aber sie trugen auch zur Entwicklung des Madrigals bei. Insbesondere Adrian Willaert und Cipriano de Rore, die beide in Italien wirkten, haben einen entscheidenden Einfluss auf dieses Genre ausgeübt. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verbreitete diese Gattung sich über Europa und erreichte auch die südlichen Niederlande.

Die Musik aus diesem Gebiet wird oft ausgeführt und aufgenommen, aber die meisten Interpreten beschränken sich auf geistliche Musik, französische Chansons und niederländische Lieder. Madrigale in italienischer Sprache werden selten in Programme einbezogen. Deswegen ist es wichtig und erfreulich, dass sich das italienische Ensemble La Compagnia del Madrigale, das sich ganz diesem Repertoire widmet, mit diesem Aspekt des Musiklebens in den südlichen Niederlanden beschäftigt.

Der grösste Teil des Programms besteht aus Madrigalen von Komponisten, die viele Musikliebhaber nicht einmal vom Namen her kennen, wie Jean de Turnhout, Jean Desquesnes oder René del Mel. Alle sind mit einem Stück vertreten. Aber auch derjenige, aus dessen Schaffen hier vier Madrigale gesungen werden, Séverin Cornet, wird nur den Wenigsten bekannt sein. Ihm wird mit Recht besondere Aufmerksamkeit geschenkt, denn seine Madrigalsammlung, die 1581 in Antwerpen gedruckt wurde, war die erste Ausgabe mit Stücken eines einzelnen Komponisten, die in Antwerpen erschien.

Diese Stadt war ein Zentrum des Musikdrucks. Deswegen erklingen hier - vielleicht um zu zeigen, wie stark die Komponisten vom italienischen Stil beeinflusst wurden - auch Madrigale italienischer Komponisten, die in Antwerpen in Sammeldrucken erschienen. Und so finden sich hier auch Werke von Andrea Gabrieli, Luca Marenzio und Alessandro Striggio. Ausserdem sind zwei Komponisten ins Programm einbezogen, die in unterschiedlicher Weise mit den südlichen Niederlanden verbunden sind. Giovanni de Macque wirkte in Neapel und ist vor allem als Virtuose auf Tasteninstrumenten bekannt. Obwohl er in Valenciennes geboren wurde, war er flämischer Abstammung. Und Peter Philips verliess England aus religiösen Gründen und wirkte als Organist in Brüssel. Beide komponierten auch Vokalmusik, darunter Madrigale.

Die Texte von Madrigalen sind inhaltlich nicht sehr differenziert. Da die Komponisten jedoch in der Regel Texte namhafter Dichter verwendeten, wird dasselbe Thema auf unterschiedliche Weise behandelt. Musikalisch sind Madrigale aufgrund der Art und Weise, wie die Komponisten sie ausmalten, interessant. Die hier aufgeführten Madrigale sind voll sogenannter 'Madrigalismen'. Dazu sind nicht nur musikalische Figuren zu rechnen, sondern auch Harmonie, Tempo und Metrum. Diese Mittel werden angewandt, um Textelemente und Kontraste innerhalb der Gedichte hervorzuheben. Bei La Compagnia del Madrigale kann man sicher sein, dass alle Elemente, die Madrigalen ihren individuellen Charakter verleihen, voll zur Geltung kommen. Jede Aufnahme dieses Ensembles, die ich gehört habe, war ein Volltreffer, und das ist hier nicht anders. Es ist eines der besten Ensembles in diesem Repertoire.

Diese CD beleuchtet einen relativ unbekannten Aspekt der Musikszene im Süden der Niederlande, und zwar auf eine Art und Weise, die wohl kaum zu übertreffen ist. Hoffentlich öffnet sie die Augen und Ohren anderer Ensembles, und spornt sie sie an, sich mit diesem Repertoire zu beschäftigen.

"Si breve è 'l tempo - Madrigals of the Low Countries"
La Compagnia del Madrigale
Musique en Wallonie MEW2410 (© 2025) Details

Madrigale aus den Niederlanden - La Compagnia del Madrigale

Für mehrere Jahrhunderte beherrschten Komponisten der franko-flämischen Schule das europäische Musikleben, bis weit ins 16. Jahrhundert. S...