Dienstag, 5. November 2024

Spiritus Domini: Sakralwerke des Innsbrucker Hoforganisten Paul Sartorius (1569-1609) - Marini Consort Innsbruck


Die Tiroler Landesmuseen produzieren seit Jahren eine Reihe von CDs, die Musik aus Österreich gewidmet sind. Oft handelt es sich um Musik von Komponisten, die fast keiner kennt. Das trifft auch auf Paul Sartorius zu. Das ist bemerkenswert, denn in seiner Zeit stand er in hohem Ansehen. Man wurde nicht umsonst von Habsburger Fürsten als Organist angestellt.

Sartorius wurde mit dem Namen Paul Schneider in Nürnberg getauft. Er wurde Schüler von Leonhard Lechner, der von 1575 bis 1584 an der St Lorenzschule tätig war. Er reiste nach Italien, um seinen Horizont zu erweitern; dort begegnete er die führenden Komponisten der Zeit, darunter Palestrina. Ab 1594 wirkte er als Organist in der Kapelle des Erzherzogs Maximilian III. von Österreich, Sohn des Kaisers Maximilian II.. Als Maximilian noch in Mergentheim lebte, formierte er schon eine eigene Kapelle, zu der auch Sartorius gehörte. Als Maximilian 1602 nach Innsbruck übersiedelte, folgte Sartorius ihm. Er war der wichtigste Komponist in der Kapelle, bis 1607 Johann Stadlmayr zum Kapellmeister ernannt wurde.

Das Oeuvre von Sartorius enthält weltliche und geistliche Musik. Zur ersten Kategorie gehört eine Sammlung Neue teutsche Liedlein (1601). Im gleichen Jahr erschien eine Sammlung geistlicher Madrigale. In dieser Aufnahme steht selbstverständlich die geistliche Musik im Mittelpunkt. Zwei Sammlungen sind die aufgenommenen Werke entnommen: einem Band mit Messen zu acht Stimmen (1599) und einem mit Motetten für sechs bis zwölf Stimmen (1602). Die Stimmzahl zeigt, dass Sartorius mit der Mode der Doppelchörigkeit bekannt war.

Herzstück der Aufnahme ist die Missa Laudate Dominum, eine Parodiemesse, deren Vorlage nicht bekannt ist. Weiter gibt es Motetten zu verschiedenen Festen, insbesondere Ostern und Pfingsten. Durch die relativ grosse Besetzung kommt der meistens heitere Inhalt der Texte optimal zum Tragen.

Wie gesagt, wurde Johann Stadlmayr 1607 Kapellmeister. Er ist kein unbekannter Meister: seine Musik liegt in verschiedenen Aufnahmen vor. Trotzdem, zum Standardrepertoire gehört sein Oeuvre nicht, und deswegen ist jede Aufnahme seiner Werke willkommen. Hier erklingen drei Werke: eine Motette zu zwei Stimmen und Basso continuo im modernen monodischen Stil auf dem Text Regina coeli, sowie zwei Werke für Pfingsten. Die Hymne Veni creator ist eine Alternatimskomposition zu vier Stimmen im stile antico, während Dum complerentur zu 12 Stimmen Stadlmayrs Beherrschung der cori spezzati-Technik zeigt.

Die CD-Reihe Musikmuseum ist wieder um eine interessante und historisch wichtige Ausgabe erweitert. Das Marini Consort Innsbruck ist ein exzellentes Ensemble von Sängern und Spielern, das die Musik von Sartorius und Stadlmayr glänzend zum Klingen bringt. Es werden häufig Instrumente eingesetzt, und im Hinblick auf die Gewohnheiten der Zeit, insbesondere an den Höfen der Habsburger, scheint mir das richtig zu sein. Zudem wird auf diese Weise der Inhalt der einzelnen Werke benachdruckt.

"Spiritus Domini - Sakralwerke des Innsbrucker Hoforganisten Paul Sartorius (1569-1609)"
Marini Consort Innsbruck/Bernd Oliver Fröhlich
Musikmuseum CD 13068 (© 2024) details

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