Dienstag, 26. November 2024

Corelli ajusté à la flûte traversière - Alter Ego


Wenige Komponisten haben so einen weitreichenden Einfluss auf den Verlauf der Musikgeschichte ausgeübt als Arcangelo Corelli. Mit seinen Triosonaten, Concerti grossi und Solosonaten setzte er Massstäbe: Komponisten seiner Generation und nachfolgender Generationen beeiferten sich, Musik nach seinem Vorbild zu komponieren. Triosonaten wurden die bevorzugte Gattung, mit der Komponisten sich der Öffentlichkeit präsentierten.

Insbesondere die zwölf Sonaten für Violine und Basso continuo Op. 5 sorgten für viel Aufregung. Sie wurden in kürzester Zeit nachgedruckt, und es erschienen Bearbeitungen für verschiedene Besetzungen. Zwei solcher Bearbeitungen sind besonders bekannt geworden: eine Ausgabe für die Blockflöte, die John Walsh in London produzierte, und eine von Roger in Amsterdam, die die Sonaten zwar in der originellen Besetzung bietet, aber dann mit hinzugefügten Ornamenten in den langsamen Sätzen.

Viel weniger bekannt ist eine Bearbeitung, die in den späten 1730er Jahren in Paris erschien. Sie enthält die ersten sechs Sonaten in einer Bearbeitung für die Traversflöte. Der unbekannte Bearbeiter hat sich zweifellos von der schnell wachsenden Beliebtheit der Traversflöte leiten lassen. Vor allem in Frankreich hatte sie unter Laien die Blockflöte verdrängt. Die Veröffentlichung dieser Sonaten zeugt auch von der wachsenden Popularität des italienischen Stils.

Selbstverständlich musste der Bearbeiter sich einiges einfallen lassen, um die Sonaten für die Traversflöte spielbar zu machen. Zwei Sonaten wurden transponiert, um ihrem Charakter gerecht zu werden und unspielbare Noten zu vermeiden. In Passagen mit Doppelgriffen hat der Bearbeiter entweder sich für die höchste Note entschieden oder er lässt die Flöte zwischen Ober- und Unterstimme wandern. Hier und da haben sich die Interpretinnen der hier zu rezensierenden Aufnahme eine andere Lösung gewählt, die sie überzeugender fanden. Was die Ornamente anbetrifft, im Gegensatz zu der Amsterdamer Ausgabe, sind in dieser Edition auch die schnellen Sätze mit Verzierungen versehen, allerdings etwas weniger als die langsamen. Sie tragem auch die Merkmale des französischen Stils. Deswegen kann man sagen, dass hier Corellis Sonaten durch eine französische Brille gesehen werden.

Eleonora Bišćević (Traversflöte) und Arianna Radaelli (Cembalo) haben hier eine höchst interessante und musikalisch fesselnde Aufnahme vorgelegt. Die Flötistin produziert einen schönen Ton, spielt die langsamen Sätze mit viel Gefühl und einer feinen dynamischen Schattierung. Die schnellen Sätze werden lebendig und energisch dargestellt. Die Cembalistin ist nicht nur eine harmonische Stütze, sondern auch eine rhythmisch treibende Kraft.

Jeder Liebhaber von Barockmusik wird sich freuen über Corelli à la française.

"Corelli ajusté à la flûte traversière"
Alter Ego
Da Vinci Classics C00952 (© 2024) details

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Zelenka: Missa Gratias agimus tibi - Frieder Bernius

Der Dirigent Frieder Bernius hat im Verlauf seiner Karriere, mit Hilfe seines Kammerchors Stuttgart, sich für die Musik von Jan Dismas Zel...