Freitag, 1. November 2024

Fasch: Die Vier Tageszeiten - Markus Uhl


Johann Friedrich Fasch gehört zu den grossen Komponisten des deutschen Barock. Obwohl sich die Internationale Fasch-Gesellschaft für seine Musik einsetzt, und alle zwei Jahre die Fasch-Festtage veranstaltet, wird er noch immer von seinen Zeitgenossen Bach und Telemann, und in letzter Zeit auch Graupner, überschattet. Das ist schade, denn jedesmal, wenn seine Musik auf CD erscheint, fällt sie wegen der Qualität und Originalität auf. Das trifft auch auf die vor kurzem erschienene Aufnahme seiner Serenata Die Vier Tageszeiten zu.

Im Barock war die Serenata eine wichtige Gattung, die - wie der Name zeigt - italienischen Ursprungs war. Mit so einem Werk wurde eine Person gewürdigt, meistens einen Monarchen oder einen Aristokraten, aus einem besonderen Anlass, wie eines Geburtstags oder Namenstags oder einer Hochzeit. Fasch hat mehrere Serenaten komponiert, aber leider sind nur zwei solche Werke erhalten geblieben. Freudenbezeugung der Vier Tageszeiten, wie der vollständige Titel lautet, komponierte Fasch aus Anlass des Geburtstags seines Brotherrn, Fürst Johann August von Anhalt-Zerbst, am 9. August 1723, ein Jahr, nachdem Fasch seinen Dienst als Kapellmeister angetreten war.

Serenaten konnten szenisch aufgeführt werden; ob das auch bei diesem Werk der Fall war, ist nicht bekannt. Das Libretto schrieb Fasch selbst. Die Besetzung ist für vier Singstimmen (Soli und Tutti) und ein Orchester mit drei Trompeten, Pauken, zwei Blockflöten, zwei Oboen, Streichern und Basso continuo. Die vier Solisten verkörpern vier allegorische Figuren; jede steht Symbol für einen Teil des Tages. Cynthia (Sopran) ist die Nacht, Aurora (Alt) der Morgen, Phoenus (Tenor) der Mittag, und Hesperus (Bass) der Abend. Sie singen das Lob des Herrschers aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Im Prolog gibt Phoebus den Ton an: "Der Rauch von eurer Opferglut hat selbst die Sterne überstiegen. Drauf folget das erbetne Gut für Anhalts Staat und Fürstenhut an Segen, Wohlsein und Vergnügen." Das Werk endet mit einem Chor: "Es lebe Fürst Johann August, es fliehe, was sein Wohlsein trennet, es blühe, wer ihm Segen gönnet, es bleibe, wen er treu erkennet, er aber, unsre Ehr und Lust." Jeder Charakter singt ein Rezitativ und eine Arie (Cynthia hat als einzige zwei Arien). In drei Arien gibt es Obligatstimmen für Blasinstrumente: Cyntha zwei Blockflöten, Phoebus eine Trompete und Aurora zwei Oboen. Die spektakulärste Arie ist die des Phoebus: die erste Hälfte ist ein virtuoser Dialog von Singstimme und Trompete. Auffällig ist das Pizzicato in der Arie des Hesperus, das die erste Zeile ausmalt: "Schlagt ihr Stunden, teilt die Zeiten".

Viele Serenaten des Barock zeigen grosse Ähnlichkeit mit der Oper, und das ist auch hier der Fall. Fasch hat vier Opern komponiert, die alle verschollen sind. Diese Serenata gibt einen Eindruck seines Könnens in diesem Bereich. Die Arien wären in einer Oper von, beispielsweise, Telemann nicht fehl am Platz. Und man kann hier auch Faschs Können im Komponieren für Instrumente bewundern, wie er das auch in seinen Konzerten und Sonaten zeigt.

Die Einspielung unter der Leitung von Markus Uhl ist ein reines Vergnügen. Die vier Solisten - Ulrike Hofbauer, Monika Mauch, Georg Poplutz und Thomas Gropper - machen alles richtig, technisch und stilistisch. In den Tuttiabschnitten mischen sich ihre Stimmen perfekt. Das Orchester spielt energisch und farbenreich, und die Obligatpartien sind hervorragend gelungen.

Diese Serenata ist ein Meisterwerk und die Produktion eine unverzichtbare Erweiterung der Fasch-Diskographie.

Fasch: Die Vier Tageszeiten
Ulrike Hofbauer, Sopran; Monika Mauch, Alt; Georg Poplutz, Tenor; Thomas Gropper, Bass; L'arpa festante/Markus Uhl
Christophorus CHR 77480 (© 2024) details

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