Donnerstag, 24. Juli 2025

Duranowski & Lolli: Violinduette - Bartłomiej Fraś, Martyna Pastuszka


Im 18. Jahrhundert wurden viele Duette für zwei gleiche Instrumente komponiert, aber in den Konzertsälen hört man sie eher selten. Solche Werke waren in erster Linie wohl für pädagogische Zwecke gedacht: sie konnten von einem Lehrer und seinem Schüler gespielt werden. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erschienen auch viele Lehrwerke, die Laien unterrichten sollten über die Art und Weise, wie ein Instrument gespielt werden sollte. Sie sind Produkte der Aufklärung, die sich auch mit solchen Sachen beschäftigte.

Allerdings wurden solche Duette auch für Aufführungen im intimen Kreis verwendet. Das erklärt die gedruckten Ausgaben solcher Werke. Die hier zu rezensierende Produktion enthält drei Duette für zwei Violinen, die am Ende des 18. Jahrhunderts entstanden sind. Die beiden Komponisten haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. August Fryderyk Duranowski (1770-1834) war ein polnischer Geiger, Antonio Lolli (1725-1802) ein Italiener einer älteren Generation. Beide wurden aber zu den grössten Geigern ihrer Zeit gerechnet, die in ihrem Spiel mit neuen Techniken Aufsehen erregten. Die Verbindung zwischen beiden liegt in der Person des Aristokraten Michał Kazimierz Ogiński (1728-1800), der in Słonim (heute Weissrussland) ein Opernhaus, ein Orchester und eine Kunstschule gründete. Duranowski, einem Geiger französischer Abstammung (sein Vater hiess Durand) trat in seinen Diensten, und hatte die Gelegenheit in Paris bei Giovanni Battista Viotti zu studieren. Er machte grossen Eindruck auf Niccolò Paganini, den er zu dessen 24 Caprices anregte.

Lolli stammte aus Bergamo. Er wirkte einige Zeit im Hoforchester in Stuttgart und in Sankt Petersburg. Das hinderte ihn nicht daran, in ganz Europa als Geigenvirtuose aufzutreten. Sein Spiel nötigte Bewunderung ab, aber seine Kompositionen wurden eher kritisch empfangen wegen Mängeln im Kontrapunkt und Orchestrierung. Er legte grösseren Wert auf technische Virtuosität als auf Phrasierung. Wie er Michał Kazimierz Ogiński kennengelernt hat, wird im Textheft nicht erwähnt, aber er widmete ihm seine sechs Duette op. 9, die um 1785 in Paris gedruckt wurden. Er muss ihn gekannt haben: Ogiński spielte die Harfe, und es ist wohl kein Zufall, dass diese Werke mehrere virtuose Arpeggien enthalten, die an die Harfe erinnern. In der hier eingespielten dritten Sonate gibt es Passagen mit Doppelgriffen und in hohen Lagen.

Im Vergleich sind die zwei Duette von Duranowski aus dem Opus 3 des Jahres 1800 weniger virtuos, aber sicherlich nicht leicht. Duranowski war einige Zeit in der Armee Napoleons, und das erklärt die Elemente militärischer Musik. Die erste Geige spielt die Hauptrolle; die zweite Geige tritt oft als Begleitinstrument auf. Typisch für die Zeit der Klassik ist, dass das erste Duo concertant mit einem Rondo entdet.

Musik die von Virtuosen für ihr eigenes Instrument komponiert wurde, ist nicht immer musikalisch interessant. Diese drei Werke sind aber durchaus geniessbar, vor allem für diejenigen, die eine besondere Vorliebe für die Geige haben. Sie werden vielleicht die veschiedenen Spieltechniken erkennen, die anderen entgehen. Es liegt aber auch an den Interpreten, ob solche Werke auch rein musikalisch überzeugen. Das ist hier der Fall. Die Technik steht nicht im Mittelpunkt, sondern ist Ziel zum Zweck. Die beiden Interpreten gehen einmütig zu Werke, und ihre Instrumente mischen sich perfekt, auch dank der Tatsache, dass es sich um zur Zeit passenden Geigen und Bogen handelt.

Diese CD ist nicht nur eingefleischten Geigenfreunden zu empfehlen. Sie bietet einen hochinteressanten Einblick in die Entwicklung des Geigenspiels in der Klassik.

August Fryderyk Duranowski, Antonio Lolli: "Violin duets"
Bartłomiej Fraś, Martyna Pastuszka, Violine
Prospero Classical PROSP0116 (© 2025) Details

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