Dienstag, 14. Mai 2024
Janitsch: Kammermusik - Die Freitagsakademie
Die Musik von Johann Gottlieb Janitsch (1708-1763) darf sich seit einiger Zeit grosser Aufmerksamkeit freuen. Das Ensemble Epoca Barocca hat schon 2010 eine CD für CPO aufgenommen, und das Ensemble Notturna hat ihm später drei CDs gewidmet (Atma). Vor kurzem sind einige CDs des Ensembles Friday Academy Berlin erschienen, und hier steht eine CD des Ensembles Die Freitagsakademie zur Rezension. Das zwei unterschiedliche Ensembles den fast gleichen Namen tragen, lässt sich verstehen. Janitsch, der im Dienste Friedrichs des Grossen stand, ist vor allem wegen seiner Konzerte bekannt geworden, die er unter dem Namen Freitagsakademie organisierte. Damit hatte er schon angefangen, als Friedrich noch in Rheinsberg residierte, und er setzte sie fort, als dieser den Thron bestiegen hatte und nach Berlin übergesiedelt war. In diesen Konzerten wurde Musik unterschiedlichen Charakters gespielt, von professionellen Musikern und guten Laien. Dort hat wahrscheinlich Carl Philipp Emanuel Bach seine Cembalokonzerte vorgestellt.
Janitsch stand auch als Komponist in hohem Ansehen. Vor allem mit Quartetten machte er sich einen Namen. Dabei zeigt er ein Gespür für originelle und weniger geläufige Kombinationen von Instrumenten. Besonders auffällig ist, dass die Viola in seinen Quartetten eine obligate Rolle spielt. Solostücke für die Viola wurden in der Barockzeit selten komponiert, und auch in Quartetten war das 'dritte Instrument' dann eher ein weiteres Instrument in der Sopranlage als eine Viola. In den Quartetten von Telemann ist es oft eine Viola da gamba. Umso bemerkenswerter ist die Rolle der Viola in Janitschs Quartetten. In einigen gibt es sogar zwei Bratschenstimmen: die Freitagsakademie spielt ein Quartett für Oboe d'amore, zwei Violen und Basso continuo. Es verleiht diesem Werk eine dunkle Farbe, und die Tonart E-Moll passt dazu. Bemerkenswert ist das Quartett in G-Moll, dessen dritte Satz den Choral O Haupt voll Blut und Wunden enthält, als Cantus firmus von der Oboe vorgetragen. Dieses Werk hat Jantisch aus Anlass des Todes seiner Tochter komponiert.
Die Quartette von Janitsch sind sehr schön und gut komponiert, und es ist nicht schwer zu verstehen, warum sie ihm soviel Respekt einbrachten. Für ein Ensemble wie Die Freitagsmusik ist diese Musik ein Leckerbissen, denn in jedem Stück hat jedes Instrument eine interessante Partie zu spielen, die auch mal solistische Passagen enthält. Diese Werke sind im galanten Idiom komponiert, aber gehen über das Niveau reiner Unterhaltungsmusik weit hinaus. Die Freitagsakademie hat hier eine exzellente Interpretation vorgelegt, die jedem erfreuen wird. Mit so einem Vertreter seiner Musik kann jeder Komponist glücklich sein.
Janitsch: "Chamber Music"
Die Freitagsakademie
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