Freitag, 24. Mai 2024
Mascitti: Triosonaten Op. 1 - Musica Elegentia
Im 18. Jahrhundert machten viele italienische Musiker und Komponisten sich auf den Weg zu anderen Teilen Europas, inbesondere England und Frankreich. Einer dieser war Michele Mascitti (1663/64-1760). Er stammte aus Chieti, in der Nähe von Neapel, wo ausgebildet wurde; 1704 liess er sich in Paris nieder. Er kam zunächst unter dem Schutz des Herzogs von Orléans und trat danach in den Dienst der Familie Crozat. Mascitti war sehr beliebt in Frankreich und ihm wurde 1739 die französische Staatsbürgerschaft verliehen. Zwischen 1704 und 1739 erschienen neun Sammlungen mit insgesamt 100 Solosonaten und 12 Triosonaten. Dazu gibt es noch Cembalowerke, Concerti grossi und Trios für zwei Gamben und Basso continuo.
Er scheint ein eigenwilliger Charakter gewesen zu sein. Das geht schon aus der Zusammenstellung verschiedener Sonatensammlungen hervor. Solche bestanden üblicherweise aus sechs oder zwölf Stücken, aber zwei Sammlungen von Mascitti enthalten 15 Sonaten, und eine 14: acht Solosonaten und sechs Triosonaten. Auch im Opus 1 finden sich diese beiden Gattungen: sechs Solosonaten und sechs Triosonaten. Beide Gattungen sind dann wieder aufgeteilt in je drei sonate da chiesa und sonate da camera. Allerdings sind diese beide Arten nicht strikt getrennt. Das Ensemble Musica Elegentia hat sich auf die Triosonaten konzentriert. Im Textheft wird behauptet, es handele sich hier um Erstaufnahmen. Das stimmt aber nicht: 2008 veröffentlichte das Label Acte Préalable eine Gesamtaufnahme des Opus 1.
Diese Sonaten sind strikt im italienischen Stil komponiert. Sie wurden 1704 gedruckt, und damit gehören sie zu den frühesten italienischen Sonaten, die in Frankreich veröffentlicht wurden. Nennenswert ist, dass in einigen Sonaten das Violoncello absonderlich erwähnt wird; das deutet aber nicht auf eine obligate Partie, sondern darauf, dass das Violoncello Diminutionen zum Basso continuo beiträgt. Eine zweite Besonderheit bietet die Sonata X: die zweite Geigenpartie kann auch ausgelassen werden; damit wird dieses Stück dann eine Solosonate.
Mascitti's Werke sind in den letzten Jahren auf ein wachsendes Interesse von Interpreten gestossen: verschiedene Aufnahmen seiner Sonaten sind auf CD erhältlich. Das ist verständlich: sie sind sehr gut konzipiert, für Geiger interessant und für Zuhörer unterhaltsam. Auch in den Triosonaten, die Musica Elegentia aufgezeichnet hat, kommt nie Langeweile auf. Das Ensemble Musica Elegentia hat den Geist dieser Werke perfekt erfasst. Die beiden Geiger - Paola Nervi und Marco Pesce - sind hervorragend. Der Basso continuo ist, wegen der Kombination von Violoncello und Violone, manchmal etwas zu schwer, aber der rhythmische Puls kommt sehr gut zum Tragen. Fazit: ein erfreulicher Beitrag zur Mascitti-Diskographie, der die Qualitäten seiner Musik überzeugend über die Bühne bringt.
Mascitti: Sonate a Tre - Opera Prima
Musica Elegentia/Matteo Cicchitti
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