Freitag, 13. Dezember 2024
JS Bach: Jauchzet & lobet - BachWerkVokal
Wie der Name des Ensembles BachWerkVokal zu erkennen gibt, steht Bach im Mittelpunkt seines Wirkens. Die bis dato erschienenen CDs enthalten immer jedenfalls ein Werk des Leipziger Thomaskantors. Die neueste Aufnahme ist ganz seinem Schaffen gewidmet. Der Titel dieser Produktion weist auf einen starken Zusammenhang zwischen den eingespielten Werken hin. Die Kantaten BWV 69a und 137 sind beide für den 12. Sonntag nach Trinitatis bestimmt, und wurden im August 1723 bzw. 1725 zum ersten Mal aufgeführt. In der ersten Kantate, Lobe den Herrn, meine Seele, spielen Blockflöte und Oboe d'amore bzw. Oboe da caccia eine ausgeprägte Rolle mit Obligatstimmen in den beiden Arien, für Tenor bzw. Bass. Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren (BWV 137) ist eine Choralkantate, weicht in der Struktur aber grundsätzlich von den Kantaten im Choralkantatenjahrgang 1724/25 ab. Denn wo in jenen Kantaten nur die erste und die letzte Strophe wörtlich einbezogen werden und die übrigen Strophen zu Rezitativen und Arien umgewandelt werden, werden in dieser Kantate alle Strophen unverändert dargestellt. Es ist eine Kantate per omnes versus; das bekannteste Werk dieser Art ist Christ lag in Todesbanden (BWV 4). Die zweite Strophe ist eine Arie mit Obligatvioline; später hat Bach diese zu einer Choralbearbeitung arrangiert und in seine Schübler-Choräle aufgenommen (als Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter).
Eine der bekanntesten Kantaten ist Jauchzet Gott in allen Landen. Sie ist ausgesprochen virtuos, sowohl in der Solopartie für Sopran wie in der Obligatstimme für Trompete. Es wird allgemein angenommen, dass der virtuose Trompeter Gottfried Reiche, für den Bach mehrmals anspruchsvolle Partien komponierte, den Trompetenpart gespielt hat. Wer aber die Sopranpartie gesungen hat, ist unbekannt. War es ein besonders brillanter Knabensopran, oder vielleicht ein erwachsener Diskantist, der mit seiner natürlichen Stimme diese Partie bewältigen konnte? Es ist nicht auszuschliessen, dass diese Kantate ausserhalb der Liturgie zur Aufführung gekommen ist, und dann käme durchaus eine Sängerin in Frage. Vielleicht Anna Magdalena? Wir wissen es nicht. Es muss auf jeden Fall eine(n) äusserst begabte(n) Sänger(in) gewesen sein.
Das Lob Gottes ist auch das Thema der Motette Lobet den Herrn, alle Heiden. Es gibt Musikwissenschaftler, die die Authentizität dieses Werkes in Frage stellen. Einige Dirigenten haben deswegen in ihrer Gesamtaufnahme der Motetten dieses Werk ausgelassen. Im Textheft der hier besprochenen CD wird dieses Thema gar nicht diskutiert.
Das letzte Werk dieser Produktion ist ein Pasticcio. Jauchzet dem Herrn, alle Welt (BWV Anh 160) besteht aus Stücken von Telemann und Bach. Der Eröffnungschor soll von Telemann stammen, aber das Original ist unauffindbar. Das ist anders beim abschliessenden dritten Teil, der von Bachs Nachfolger im Amt des Thomaskantors, Johann Gottlieb Harrer, aus einer Kantate von Telemann übernommen wurde. Nur der Mittelteil ist ein authentisches Werk von Bach: 'Sei Lob und Preis mit Ehren' ist eine Bearbeitung des Chorals 'Nun lob mein Seel den Herren' aus der Kantate BWV 28.
Nicht nur das Programm zeigt ein hohes Mass an Konsistenz, das gilt auch für die Interpretation. Es hilft, dass die Solopartien von Mitgliedern des Ensembles gesungen werden. Diese Interpretationen sind eine kollektive Leistung, zu der alle Sänger und Instrumentalisten beitragen. Die Tutti sind makellos und die Solopartien werden hervorragend dargestellt. Die Solistin in Jauchzet Gott in allen Landen muss selbstverständlich genannt werden: Electra Lochhead ist höchst eindrucksvoll in der Art und Weise, wie sie die oft buchstäblich atemberaubende Solopartie darstellt. Schön ist die Differenzierung zwischen 'guten' und 'schlechten' Noten, sogar in den in einem hohen Tempo gesungenen Abschnitten.
Diese CD ist zweifellos eine der besten Bach-Aufnahmen, die ich in den letzten Jahren gehört habe.
Johann Sebastian Bach: "Jauchzet & lobet"
Ensemble BachWerkVokal Salzburg/Gordon Safari
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