Donnerstag, 13. Juli 2023

CPhE & JC Bach: Sonaten für Viola da Gamba - L'Amoroso



Die Viola da gamba war eines der am meisten geschätzten Instrumente der Spätrenaissance und des 17. Jahrhunderts. Im 18. Jahrhundert wurde sie immer stärker der Konkurrenz des Violoncellos ausgesetzt. Trotzdem konnte sie sich hier und da halten: es gab in Frankreich bis in die Mitte des Jahrhunderts einige Gambenvirtuosen, und in Deutschland gab es Ludwig Christian Hesse, der am Hofe Friedrichs des Grossen wirkte und mehrere Kollegen zur Komposition von Solokonzerten und Sonaten anregte. Zu diesen zählte auch Carl Philipp Emanuel Bach, der zwei Sonaten für Gambe und Basso continuo und eine für Gambe und konzertierendes Cembalo komponierte. Während die Sonate C-Dur (Wq 136) weitgehend im galanten Stil gehalten ist, ist die Sonate D-Dur (Wq 137) ein Werk, das den Geist des Komponisten atmet. Wo die Sonate in C-Dur mit einem Andante anfängt, ist der erste Satz der Sonate D-Dur ein Adagio, das harmonisch gewagt ist. Der zweite Satz ist virtuos, auch dank der Tempoangabe: Allegro di molto. In der Sonate g-moll (Wq 88) teilen sich die rechte Hand des Tasteninstruments und die Viola da gamba das thematische Material. Die linke Hand des Tasteninstruments hat lediglich eine Begleitfunktion. Das Werk wird vom Kontrapunkt dominiert. Für diese Sonate wird die Viola als Alternative erwähnt. Das deutet wohl darauf hin, dass zur Zeit der Komposition (1759) die Viola da gamba weitgehend ins Abseits geraten war und nur von wenigen noch gespielt wurde.

Wo CPhE Bachs Gambensonaten mehrmals aufgenommen worden sind, gilt das nicht für die Sonaten von Johann Christian Bach. In seiner Programmerläuterung schreibt Michael O'Loghlin, sie könnten zwischen 1765 und 1772 entstanden sein. Man könnte meinen, sie seien für Carl Friedrich Abel, mit dem Bach die sogenannten 'Bach-Abel-Konzerte' organisierte, komponiert, aber das steht nicht fest. Eine andere Möglichkeit wäre der Maler Thomas Gainsborough, ein Freund von Abel, der den Gambisten mit seinem Instrument porträtierte. Übrigens sind die vier hier eingespielten Sonaten auch in anderen Besetzungen überliefert, für Traversflöte, Violine oder Viola. Welche Besetzung die ursprüngliche ist, lässt sich nicht feststellen. Es handelt sich um typisch galante Stücke, immer in zwei Sätzen. Zwei Sonaten enden mit einem Rondeau, und eine Sonate mit einer Pastorale.

Die Bedeutung dieser Produktion liegt in erster Linie in der Aufnahme dieser Sonaten von Johann Christian Bach, die hier wohl zum ersten Mal auf CD erscheinen, oder jedenfalls in der Besetzung mit Viola da gamba. Allerdings ist diese CD auch wegen der Interpretation interessant, und vor allem aufgrund der Wahl der Tasteninstrumente. In zwei Sonaten spielt Paolo Corsi ein Cembalo, in den übrigen Sonaten ein Tafelklavier (John Broadwood, 1786 bzw. ein italienisches Instrument von um 1795). Das war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert ein beliebtes Instrument, das vor allem im intimen Kreis - aber nicht nur dort - gespielt wurde. Insbesondere in den Sonaten von Johann Christian ist das eine viel überzeugendere Wahl als das Fortepiano. Sie führt auch zu einer guten Balance zwischen den Instrumenten. Guido Balestracci und Paolo Corsi, in den zwei Sonaten von CPhE Bach mit Basso continuo unterstützt von Stéphanie Houillon auf der zweiten Gambe, haben eine fesselnde CD vorgelegt, die bietet was der Titel verspricht.

CPhE & JC Bach: "Virutosity and Grace - Sonatas for Viola da Gamba"
L'Amoroso
Arcana - A543 (© 2023) details

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Zelenka: Missa Gratias agimus tibi - Frieder Bernius

Der Dirigent Frieder Bernius hat im Verlauf seiner Karriere, mit Hilfe seines Kammerchors Stuttgart, sich für die Musik von Jan Dismas Zel...